Über Vorsorge, Früherkennung und Irrmeinungen
Jährlich erkranken in Österreich über 6.000 Frauen an Brustkrebs, der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen. Trotz zahlreicher Aufklärungsinitiativen bestehen immer noch Unsicherheiten in Bezug auf die Vorsorge und Früherkennung. Prim. Dr. Klaus Unterrieder, Medizinischer Leiter des Brustzentrums der Privatklinik Villach, informiert über die wichtigsten Aspekte moderner Brustkrebsvorsorge und räumt mit weitverbreiteten Irrtümern auf.
Sehr geehrter Herr Prim. Dr. Klaus Unterrieder, wir starten mit einer Frage zum Thema Prävention: Welche Möglichkeiten der Brustkrebsvorsorge gibt es?
Prim. Dr. Klaus Unterrieder: Seit dem Jahr 2014 gibt es in Österreich ein organisiertes Brustkrebsvorsorgeprogramm, das von der Sozialversicherung angeboten wird. Frauen im Alter von 45 bis 70 Jahren erhalten dabei alle zwei Jahre eine persönliche Einladung zur Mammographie inklusive Ultraschalluntersuchung – ganz ohne Überweisung durch einen Arzt. Sie können selbst entscheiden, ob sie das Angebot wahrnehmen möchten.
Doch auch Frauen außerhalb dieser Altersgruppe können das Screeningprogramm nutzen. Sowohl jüngere Frauen unter 40 als auch Frauen über 70 haben die Möglichkeit, sich selbstständig zur Untersuchung anzumelden. Daneben gibt es die sogenannte „kurative Mammographie“, die zum Einsatz kommt, wenn bereits Auffälligkeiten entdeckt wurden – etwa bei der Selbstuntersuchung oder im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung. In diesen Fällen ist eine Überweisung durch den Haus- oder Facharzt erforderlich.
Thema Früherkennung: Worum geht es hier genau?
Prim. Dr. Klaus Unterrieder: Ziel der Vorsorgeuntersuchung ist es, krankhafte Veränderungen im Drüsengewebe möglichst frühzeitig zu entdecken. Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Denn in frühen Stadien ist das Risiko einer Metastasenbildung deutlich geringer. Zwar spielt auch die Biologie des Tumors eine Rolle – manche Karzinome streuen schneller als andere – doch der Zusammenhang zwischen frühem Erkennen und besserer Prognose ist klar belegt.
Gehen wir hier ins Detail: Es wurde eine Auffälligkeit entdeckt – was nun?
Prim. Dr. Klaus Unterrieder: Ergibt die Mammographie oder der Ultraschall eine Auffälligkeit, wird die Patientin zur weiteren Abklärung an ein spezialisiertes Brustzentrum überwiesen. Dort erfolgt eine gezielte Gewebeentnahme, meist unter bildgebender Kontrolle (Mammographie oder Ultraschall). Die gewonnenen Proben werden im Labor untersucht, um festzustellen, ob es sich um eine gut- oder bösartige Veränderung handelt.
Bestätigt sich der Verdacht auf ein Karzinom, werden die biologischen Eigenschaften des Tumors analysiert. Diese Informationen sind entscheidend für die individuelle Behandlungsplanung. In rund 30 % der Fälle beginnt die Therapie medikamentös – mit Chemotherapie in Kombination mit Immuntherapie oder Antikörper-Therapie – bevor ein operativer Eingriff erfolgt.
Kontakt und weitere Informationen
Prim. Dr. Klaus Unterrieder
Leiter der Gynäkologie
Leiter des Brustgesundheitszentrums
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Privatklinik Villach
E: klaus.unterrieder@humanomed.at