Serious Games: Die Zukunft der Reha
Serious Games erobern die Reha. Digitale Anwendungen, die spielerisches Training mit medizinischer Präzision vereinen, eröffnen Patienten völlig neue Möglichkeiten – sowohl während des Klinikaufenthalts als auch zu Hause. Im Humanomed Zentrum Althofen kommen diese zukunftsweisenden Therapiewerkzeuge künftig zum Einsatz.
Nach einem Reha-Aufenthalt sollen Übungen zur Genesung oft zu Hause fortgesetzt werden, doch die Motivation lässt bei vielen Patienten im Alltag schnell nach. Genau hier setzen sogenannte Serious Games an: digitale Spiele, die gezielt für therapeutische Zwecke entwickelt wurden. Sie machen nicht nur Spaß, sondern erhöhen nachweislich die Qualität und die Kontinuität der Bewegungsübungen.
Durch eine Kooperation der interuniversitären Forschungsgruppe Industrial Software (INSO) und dem Humanomed Zentrum Althofen stehen Patienten diese innovativen Anwendungen ab Herbst im Humanomed Zentrum Althofen zur Verfügung – mit dem Ziel, die Patienten spielerisch bei der Therapie zu unterstützen und die Motivation zu erhöhen.
Reha als Spiel: Wie Serious Games funktionieren
Serious Games sind keine Spiele im herkömmlichen Sinn. Sie sind digitale Anwendungen, die gezielt in den therapeutischen Alltag integriert werden – zum Beispiel zur Verbesserung von Handbewegungen, Gleichgewicht oder Mobilität. Die Bewegungsaufgaben, die in einem Spiel zu erfüllen sind, entsprechen exakt den Reha-Übungen, die vom Therapeuten vorgegeben werden.
In einem Serious Game-Beispiel, bei dem bestimmte Handbewegungen einen virtuellen Fuchs durch Hindernisse steuern. Flexion oder Extension des Handgelenks lassen die Spielfigur springen oder sich ducken, seitliche Drehbewegungen sorgen für Richtungswechsel. Die Spielmechanik funktioniert nur dann, wenn die Übungen korrekt und regelmäßig ausgeführt werden – eine clevere Kombination aus Spielanreiz und medizinischer Präzision.
Technische Umsetzung mit Alltagsgeräten
Die Bewegungen des Spielers werden über Sensorik erkannt – etwa durch eine Webcam, spezielle Wearables oder sogar ein handelsübliches Smartphone. In einer beispielhaften Anwendung wird das Smartphone auf einem Balance Board befestigt und misst so die Gewichtsverlagerung während den Übungen. Diese einfache Lösung nutzt Geräte, die viele Patienten ohnehin besitzen, und macht die digitale Reha damit niederschwellig zugänglich.
„Das Gebiet der Serious Games in der G esundheit treibt die INSO schon seit mehr als 15 Jahren voran – sowohl in den einschlägigen Wissenschaften als auch in der Nutzbarmachung für den Therapiealltag“, erklärt Dr. René Baranyi, Medizininformatiker an der TU Wien und Mitglied der INSO. Er begleitet die Entwicklung von Serious Games von der ersten Idee bis zum konkreten Einsatz – auch für das Humanomed Zentrum Althofen.
Therapieunterstützung, aber kein Ersatz
Serious Games sind als ergänzendes Werkzeug zu verstehen, nicht als Ersatz für medizinisches Fachpersonal. Sie ermöglichen Therapeuten, den Reha-Verlauf exakt zu verfolgen. Sensorische Daten zeigen, ob Bewegungen korrekt ausgeführt werden, und erlauben eine individuelle Anpassung der Übungen. So kann auf Fortschritte, aber auch auf Defizite in Echtzeit reagiert werden. Die Spiele lassen sich flexib el konfigurieren, beispielsweise durch eine Änderung der B ewegungshäufigkeit oder Anpassung des Schwierigkeitsgrads. Auch bei eingeschränkter Mobilität oder chronischen Beschwerden eröffnen sich so neue Möglichkeiten.
Von der Forschung in den Therapiealltag
In enger Zusammenarb eit mit dem Humanomed Zentrum Althofen arbeitet die INSO-Gruppe aktuell daran, die digitale Reha mit S erious Games Schritt für Schritt in den regulären Alltag zu integrieren. „Innerhalb der INSO treibt die internationale Expertengruppe COPA (Connecting Patients) seit Jahren gemeinsam die innovative Digitalisierung für Therapeuten und Patienten voran – zwischen Forschung, Entwicklung und Alltagsnutzen.. Die INSO ist der wissenschaftliche Think Tank des international etablierten europäischen Technologiehauses RISE, das die Forschung seit vielen Jahren fördert. Erkenntnisse aus der COPA/INSO bilden die Basis für eine patienten- und therapeutenzentrierte Reha 4.0 der Zukunft“, so Dr. Baranyi.
Ein Blick in die Zukunft Serious Games könnten künftig eine feste Säule in der Reha darstellen – sowohl stationär als auch zu Hause. Sie kombinieren moderne Technologie mit individueller B etreuung, fördern die Motivation und ermöglichen eine flexible, auf den Einzelnen zugeschnittene Therapie.