Schwindel und Gleichgewichtsstörungen

Als Schwindel wird entweder eine unangenehme Störung der räumlichen Orientierung bezeichnet oder die fälschliche Wahrnehmung einer Bewegung des Körpers oder der Umgebung (Drehen/Schwanken).

Schwindel ist keine eigene Krankheitseinheit, sondern ein häufiges Leitsymptom für verschiedene Erkrankungen unterschiedlicher Ätiologie, die vom Innenohr, Hirnstamm oder dem Kleinhirn ausgehen, aber auch psychische Ursachen haben können.

Schwindelformen und Häufigkeit

Schwindelsymptome sind insgesamt ein sehr häufiges Problem. Zirka 10 % aller Patienten beim Hausarzt leiden unter einem Schwindel, bei Patienten über 80 Jahren sind es fast 40 %.

Der benigne periphere Lagerungsschwindel ist mit knapp 17,1 % die häufigste Ursache, gefolgt vom sogenannten phobischen Schwankschwindel und von Schwindelsyndromen, deren Ursache im Gehirn liegt (Durchblutung, entzündlich oder degenerativ).

Eine weitere Ursache ist eine spezielle Form der Migräne, die sich in episodischen Schwindelattacken äußern kann, weitere häufige Diagnosen sind der sogenannte Morbus Meniere sowie Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (Neuronitis vestibularis).

Diagnose

Schlüssel zur Diagnose beim Leitsymptom Schwindel ist neben einer Erhebung der Krankheitsgeschichte die körperliche Untersuchung, wobei neben klinischen Tests auch eine apparative Diagnostik zum Einsatz kommt. Wichtige Unterscheidungskriterien sind die Art des Schwindels, hier unterscheiden wir den Drehschwindel, Schwankschwindel oder Benommenheitsschwindel.

Wichtig ist auch die Dauer der Symptomatik, ob es sich z. B. um Schwindelattacken oder um Dauerschwindel handelt. Ein wichtiges Kriterium ist auch die Auslösbarkeit oder die Verstärkung der Schwindelsymptomatik – ob diese bereits in Ruhe oder lageabhängig oder nur beim Gehen auftreten.

Gleichgewicht

Das „Gleichgewicht“ ist die Fähigkeit, sich im Raum zweckmäßig, auch unter erschwerten Bedingungen, zu halten und zu bewegen. Diese Fähigkeit setzt das normale Funktionieren und Zusammenwirken einer ganzen Reihe von Strukturen des Nervensystems voraus, im Besonderen des Innenohrs, der Augen, der Rezeptoren in Muskulatur und Gelenken sowie der verarbeitenden Strukturen im Gehirn. Sehr häufig – wie z. B. in der Neurogeriatrie – finden wir mehrere Ursachen, die bei Betroffenen für die Beschwerden Schwindel und Gleichgewichtsstörung verantwortlich sind (z. B.: Arteriosklerose der Gefäße im Gehirn und Gleichgewichtsorgan, Sehprobleme, Ängstlichkeit, Wirbelsäulen- und Gelenksveränderungen, Polyneuropathie etc).

Schwindel aus psychologischer Sicht

Schwindel kann sich als ein Stresssymptom auf psychosoziale Belastungen wie Verluste, Trennungen, berufliche und partnerschaftliche Konflikte, existentielle Nöte und Ähnlichem darstellen. Gleichsam können auch psychische Störungen wie Angsterkrankungen, Depressionen, dissoziative Störungen, Belastungs- und Anpassungsstörungen sowie Erschöpfungszustände den Schwindel im Spektrum ihrer Symptomatik aufweisen.

Angst- und Panikpatienten leiden oftmals unter heftigen Schwindelzuständen, mit dem Gefühl, der Boden schwankt, und der Sorge, im Stehen oder Sitzen umzufallen, einen Kreislaufkollaps zu bekommen oder ohnmächtig zu werden. Während einer Panikattacke kommt es zu noch massiverem vegetativem Erleben (Herzrasen, zittern, schwitzen, Veränderung der Haut, arhythmische Atmung samt Hyperventilation in Erregungszuständen), bis hin zur Sorge, einen Herzinfarkt zu erleiden und sich mit der damit verbundenen Todesangst konfrontiert zu sehen.

Bei Depressionen oder auch im Rahmen einer Neurasthenie (Erschöpfbarkeit) äußert sich Schwindel häufig als Leere im Kopf, als ein Schleier, der sich über Wahrnehmung und Denken legt, Benommenheit und Unsicherheit („weiche Knie“) verursacht und sich im Gefühl, die Bodenhaftung zu verlieren, manifestiert.

Interventions- und Therapiemöglichkeiten der klinischen Psychologie

Eine ausführliche Anamnese und Exploration der Frage „Wofür steht der Schwindel?“ ist die notwendige Voraussetzung, um die Komplexität des Erscheinungsbildes zu erfassen. Je nach Fragestellung, Problemsituation und individueller Symptomatik werden in der Therapie Rahmenbedingungen für mögliche Veränderungsprozesse zur Verfügung gestellt.

Physio- und Ergotherapie bei Schwindelerkrankungen

Grundvoraussetzung für die Wahl der richtigen Therapie ist die Diagnose. Die therapeutischen Möglichkeiten in Bezug auf die Diagnose sind Lagerungs- und Befreiungsmanöver (z. B.: bei benignem paroxysmalem Lagerungsschwindel), Fixationsübungen, einfachen Gleichgewichtsübungen sowie in der späteren Behandlung Steh- und Balanceübungen. Durch gezielte Bewegungs-, Entspannungs- und Atemübungen sowie verschiedene Übungen im Stehen (auf Matte oder festem Boden, Kreisel und Balanceboard) kann das Gleichgewicht wieder hergestellt und der Schwindel beseitigt werden.

Kontakt weitere Informationen

Dr. Gustav Raimann
Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychotherapeut
Privatklinik Maria Hilf

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