Die Lebererkrankung des 21. Jahrhunderts?

Die Fettleber ist heute die häufigste Erkrankung der Leber und betrifft 14 bis 30 % der Allgemeinbevölkerung, bei Risikogruppen wie Übergewicht, Diabetes sogar 70 bis 90 %.

Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel des menschlichen Körpers. Sie ist die größte Verdauungsdrüse des menschlichen Organismus. Die Aufgaben der Leber sind die Bildung von Bluteiweißstoffen wie Blutgerinnungsfaktoren, die Bildung der Galle bzw. der Gallensäuren und die Produktion von Abwehrstoffen. Darüber hinaus nimmt sie als das Entgiftungsorgan eine wichtige Rolle beim Abbau und der Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen ein.

Zusätzlich werden Nährstoffe wie Glukose, Fette, Eisen und Vitamine, die über den Darmtrakt aufgenommen werden, über ein spezielles Venensystem (Pfortadersystem) der Leber zugeführt. Die aufgenommen Substanzen werden in der Leber gespeichert und bei Bedarf an das Blut zur weiteren Verwendung abgegeben.

Häufigkeit der Fettleber

Die Fettleber ist heute die häufigste Lebererkrankung und macht in der Allgemeinbevölkerung 14 bis 30 %, bei Risikogruppen wie Übergewicht, Diabetes sogar 70 bis 90 % aus. Dadurch wird verdeutlicht, dass Insulinverwertungsstörung und Übergewicht zu einer übermäßigen Fettansammlung in der Leber und somit zur Entstehung der Fettleber führen können.

Ursachen

Vermehrtes Fett in der Leber kann über eine vermehrte Aufnahme von Fettsäuren aus dem Fettgewebe als Folge der Insulinresistenz und durch eine verminderte Verbrennung von Fettsäuren in der Leber entstehen. Weiters spielt eine vermehrte Produktion von Fetten aufgrund der übermäßigen hochkalorischen Ernährung eine große Rolle. Dabei hat die derzeitige hohe Fruchtzuckerbelastung in der Nahrung nicht nur negative metabolische Effekte im Sinne der Entstehung der Fettleber, Hyperlipidämie und Insulinresistenz wie Diabetes mellitus, sondern führt auch am Darm zu einer erhöhten Durchlässigkeit für Bakterien.

Die Fettleber ist auch ein Risikofaktor für die Entstehung von Arteriosklerose und somit für das Auftreten von koronarer Herzkrankheit, Herzinfarkt, bis hin zum Schlaganfall.

Ein weiterer Hauptverursacher der Fettleber ist der Alkohol. Durch den Abbau des energiereichen Alkohols in der Leber kommt es zur Bildung von Fettsäuren, die in der Leber eingelagert werden.

Weitere Ursachen für eine Leberverfettung sind eine Mangelernährung (Anorexie), Medikamente, Operationen an Dünndarm und Bauchspeicheldrüse, ein Schlafapnoesyndrom oder selten auch eine Schwangerschaft.

Bleibt die Fettleber lange unerkannt bzw. unbehandelt, kommt es abhängig vom Ausmaß der Verfettung zu entzündlichen Veränderungen und zur Bildung einer Fettleberhepatitis. Nach vermehrter Einlagerung von Bindegewebe und Vernarbung in der Leber entsteht eine Leberzirrhose und in weiterer Folge ein Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom), welche durch ein Leberversagen kompliziert sein können.

Diagnose

Um eine Fettleber rasch zu erkennen, ist eine genaue klinische Untersuchung notwendig (Körpergewicht, Ernährungsgewohnheiten, Alkohol, körperliche Betätigung, Medikamente, Begleiterkrankungen). Zusätzlich sollen entsprechende Blutuntersuchungen und ein Ultraschall durchgeführt werden. Bei speziellen Fragestellungen sind weitere Untersuchungen wie Magnetresonanz (MR) und Leberpunktion notwendig.

Behandlung

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten liegen derzeit nur ansatzweise und in Studiendesigns vor. Daher ist es sehr wichtig, die auslösenden Ursachen rasch zu beseitigen. Das heißt, durch eine entsprechende Lebensstilmodifikation lässt sich eine Fettleber abbauen und das Fortschreiten Richtung Fettleberentzündung und Leberzirrhose verhindern.

Essentiell sind eine langsame Reduktion des Körpergewichtes bei Übergewicht (max. 0,5 bis 1 kg/Woche bzw. insgesamt 5 bis 10 % des Ausgangsgewichtes), entsprechende diätetische Maßnahmen und der Verzicht auf Alkohol.

Zusätzlich zeigte sich, dass sich der Konsum von Kaffee protektiv auf die Entwicklung einer Fettleber, Fettleberhepatitis und auch auf eine Leberzirrhose auswirkt.

Eine weitere wichtige Säule bei der Behandlung der Fettleber ist eine regelmäßige körperliche Betätigung von mehr als 150 Minuten pro Woche in Form von Joggen, Nordic Walken, Schwimmen oder Radfahren mit niedriger Intensität, um eine negative Energiebilanz zu erreichen.

Zusätzlich müssen die Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte kontrolliert und eingestellt werden. Sollte die Fettleber von Medikamenten herrühren, lässt sich eventuell ein alternatives Präparat, welches nicht leberschädigend wirkt, finden.

Wichtig sind auch regelmäßige Kontrolluntersuchungen („Leberwerte“ und Ultraschall), um ein Voranschreiten der Erkrankung in eine Leberentzündung oder eine Leberzirrhose rasch zu erkennen.

Ernährungsempfehlungen bei Fettleber von unseren Diätologen

Achten Sie auf die richtige Auswahl der Nahrungsfette. Verwenden Sie zum Kochen und für Salate ausschließlich hochwertige pflanzliche Öle. Olivenöl und Rapsöl sind besonders günstig, da sie reich an einfach ungesättigten Fettsäuren sind.

Schränken Sie den Genuss cholesterinreicher Lebensmittel wie z. B. fettreiches Fleisch, Innereien, fettreiche Käsesorten und Milchprodukte ein. Maximal drei Eier pro Woche. Maximal 2- bis 3-mal Fleisch und 1- bis 2-mal Fisch pro Woche konsumieren, wie z. B. Lachs, Thunfisch und Hering (Omega-3-Fettsäuren).

Die Basis der Kost sollte vor allem aus Kartoffeln, Getreide und Getreideprodukten (bevorzugt Vollkornprodukte), Gemüse und Obst bestehen. Vollkornprodukte, Gemüse und Obst wirken sich nicht nur günstig auf Ihre Verdauung aus, sondern helfen aufgrund des hohen Ballaststoffgehalts auch den Cholesterinspiegel zu senken.

Weißmehlprodukte und Einfachzucker erhöhen die Triglyceride. Vorsicht auch bei großen Mengen an Fruchtzucker, z. B. in Fruchtsäften. Süßigkeiten und Süßspeisen sollten nur sehr selten auf Ihrem Speiseplan stehen.

Kontakt und weitere Informationen

Prim. Dr. Harald Oschmautz
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie, Internistische Intensivmedizin, Sportarzt
Privatklinik Maria Hilf, Klagenfurt

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