Radiosynoviorthese – eine nuklearmedizinische Schmerztherapie

Zu den häufigsten Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis zählt die primär chronische Polyarthritis, die weltweit ca. 3 % der Bevölkerung betrifft.

Bei chronisch entzündlichen Gelenkserkrankungen ist die Gelenksinnenhaut (Synovialis) dauerhaft entzündet. Oft wuchert sie zottenartig, es kommt zur Ergussbildung und Schmerzen. Wird die Entzündung nicht gestoppt, werden mit der Zeit wichtige Gelenkstrukturen wie Knorpel und Knochen dauerhaft beschädigt oder zerstört.

Behandlung der Polyarthritis

Es gibt grundsätzlich mehrere Möglichkeiten der Therapie. Da Rheuma eine Erkrankung ist, die in allen Gelenken, eigentlich im ganzen Körper sitzt, werden Medikamente eingesetzt, die den gesamten Körper behandeln. Ebenso, wie nicht alle Gelenke gleichermaßen krank sein müssen, sprechen sie nicht immer alle gleich auf die medikamentöse Therapie an.

Daher kommen weitere Therapien zum Einsatz, wie z. B. der chirurgisch orthopädische Eingriff. Aber nicht jedes Gelenk muss sofort unter das Messer.

Für die Entfernung der entzündeten Gelenksinnenhaut gibt es eine weitere Methode, die schonend ohne Operation auskommt: die sogenannte Radiosynoviorthese (kurz RSO).

Prinzip der Radiosynoviorthese

Die RSO ist eine nuklearmedizinische Therapie zur Behandlung von schmerzhaften entzündlichen Gelenken bei Rheuma und Arthrose.

Bei der RSO wird unter örtlicher Betäubung eine kurz wirksame radioaktive Substanz (Beta Strahler), die therapeutische Strahlung aussendet, in das entzündete Gelenk eingespritzt. Die Partikel dieses Medikamentes werden von der entzündeten Gelenksinnenhaut aufgenommen.

Dadurch kommt es zu einer Bestrahlung und Zerstörung der erkrankten Gelenksschleimhaut quasi von innen heraus. Da sich das Radionuklid in der Flüssigkeit verteilt, werden auch mikroskopisch kleine Räume erreicht. Die Entzündung heilt, das angrenzende Knorpel- und Knochengewebe wird durch die Strahlung nicht erreicht und auch nicht geschädigt.

Effektive Behandlung

Die eingesetzte Strahlung wirkt nur kurz über einige Stunden, setzt aber einen Heilungsprozess der entzündeten Gelenksinnenhaut in Gang, der langsam und schonend abläuft und nach einigen Wochen abgeschlossen ist. Als Behandlungserfolg kommt es zu einer dauerhaften Rückbildung der Entzündung, Abnahme der Schmerzen und des Gelenksergusses.

Abhängig von der Grunderkrankung und der Vorschädigung, kann mit einer Heilungsrate von über 80 % gerechnet werden. Prinzipiell gilt, je früher behandelt wird desto effektiver. Grundsätzlich kann die RSO ambulant durchgeführt werden. Zur besseren Ruhigstellung und Wirkung sollte die Therapie jedoch stationär erfolgen. Die Therapie ist sehr gut verträglich. Nebenwirkungen sind nicht zu erwarten und die Strahlenbelastung ist minimal. Daher kann die Therapie auch bei Jugendlichen durchgeführt werden.

Anwendung der RSO

Hauptindikationsgebiet ist die primär chronische Polyarthritis (Rheumatoide Arthritis). Sehr gut behandelt werden können aber auch chronische Gelenksentzündungen, die durch Arthrose verursacht werden. Nicht nur mittlere und große Gelenke wie Schulter-, Ellbogen-, Hand-, Knie- und Sprunggelenke, sondern auch kleine Gelenke wie die Daumensattelgelenke und Fingergelenke sprechen auf die Therapie sehr gut an. Sehr hilfreich ist die RSO auch bei Patienten, die unter chronischer Gelenksergussbildung nach einer Knie- oder Hüftgelenksprothesenimplantation leiden.

Abklärung mittels Knochenszintigraphie

Voraussetzung für die RSO ist der positive Entzündungsnachweis. Die Abklärung erfolgt mit der Knochenszintigraphie. Nach der intravenösen Injektion eines nuklearmedizinischen Medikamentes (Technetium-99m Phosphonat) werden Ganzkörperaufnahmen durchgeführt. Entzündungen sind stärker durchblutet und werden dadurch schon sehr früh erkannt, noch bevor im Röntgen Veränderungen zu sehen sind.

Bei einem rheumatischen Schub können sowohl die Ausdehnung als auch die Lokalisation von Entzündungen beurteilt werden.

Nachkontrolle

Die Nachkontrolle erfolgt in einer eigens dafür eingerichteten RSO Ambulanz in Zusammenarbeit mit Rheumatologen und Orthopäden. Nach sechs Wochen sollte eine klinische Kontrolle, nach sechs Monaten eine Knochenszintigraphie durchgeführt werden.

Zusammenfassung

Bei der RSO handelt es sich um einen kleinen Eingriff, mit dem auch inoperable Patienten behandelt werden können. In einer Sitzung können auch mehrere Gelenke behandelt werden. Falls notwendig kann die Therapie nach vier bis sechs Monaten wiederholt werden.

Je früher behandelt wird, desto effektiver ist die Therapie. Daher sollte bei Verdacht auf eine Gelenksentzündung eine frühzeitige Abklärung in der rheumatologischen oder orthopädischen Ambulanz durchgeführt werden.

In den Händen von erfahren Nuklearmedizinern stellt die RSO eine sinnvolle Ergänzung zum Erhalten und Verbesserung der Lebensqualität von Gelenkspatienten dar.

Bei welchen Erkrankungen hilft die RSO?

  • Rheumatoide Arthritis
  • Chronische Gelenksergussbildung
  • Entzündlich aktivierte Arthrosen
  • Spondylarthritis
  • Schmerzen und Ergussbildung bei Knie- und Hüft-Totalendoprothese
  • Fehlende Operationstauglichkeit

Kontakt

Prim. Univ.-Doz. Dr. Ewald Kresnik
Facharzt für Nuklearmedizin
Privatklinik Villach

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